Böge Schimmelambulanz

Information Nr. 2:

Wann und wo wachsen Pilze?

Schimmel-Ambulanz

Wann und wo wachsen Pilze und Bakterien?

 

Pilze und Bakterien gibt es überall, zum Wachstum benötigen sie Nährstoffe und Feuchtigkeit. Die Temperatur und der pH-Wert spielen eine untergeordnete Rolle. Da Nährstoffe in Gebäuden immer vorhanden sind, hat die Feuchte eine besondere Bedeutung.

 


 1. Welche Nährstoffe brauchen Pilze und Bakterien für das Wachstum?

Schimmelpilze und Bakterien gehören zu uns und unserer Umwelt, ohne sie könnten wir gar nicht leben! Bedrohlich für unsere Gesundheit wird es erst dann, wenn bestimmte Spezies in oder auf den uns umgebenden Baumaterialien oder Einrichtungsgegenständen wachsen und sich um das tausendfache bis über das milliardenfache vermehren.

Dafür brauchen die Mikroorganismen organische Nährstoffe, wie zum Beispiel Zellulose in Tapeten, Holzplatten, Kleister, Kleber und auch Farben. Auch Kunststoffe (z.B. PVC, Styropor) sind gute Nährstoffe, denn einige  Mikroorganismen zersetzen gerne Weichmacher und die Kohlenwasserstoffe in Kunststoffen. Mineralische Stoffe sind natürlich kein Nährstoffe, aber viele Baumaterialien sind mit organischen Zusatzstoffen versetzt, wie z.B. Mineralwolle mit Bindemitteln oder Wandputz mit Zellulose und Kunstharzen. Gute Nährböden sind auch Gipsputz und Lehmputz.

 

2. Ab welcher Luft- bzw. Materialfeuchte und Temperatur wachsen Pilze und Bakterien?

Grundsätzlich wachsen die Bakterien bei sehr hoher Feuchte wesentlich schneller als die Schimmelpilze. Das Wachsen von Bakterien setzt bei optimaler Feuchte und ausreichenden Nährstoffen schon nach ca. 2 Tagen und bei Schimmelpilzen nach ca. 5-7 Tagen ein.

Wachstumstemperaturen reichen teilweise von 2-60°C, aber liegen bei 20-35°C im Optimum.

Schimmelpilze nehmen sowohl aus dem Substrat als auch aus der Luft Wasser oder Wasserdampf auf. Feuchtigkeit lässt sich nicht fühlen, sondern wird mit verschiedensten Methoden gemessen.

Üblicherweise spricht man von der „relativen Luftfeuchte“, aber Mikrobiologen benutzen dafür den Begriff der Wasseraktivität, den aw- Wert. Dies ist ein Maß für das frei verfügbare Wasser in der Umgebungsluft eines Materials. Er ist umzurechnen vom Wert der relativen Luftfeuchte durch 100.

Unterhalb eines aw-Wertes von ca. 0,7 (keine erhöhte Feuchte bei 19°C bis 20°C) tritt ein mikrobielles Wachstum in der Regel nicht auf. Mit zunehmendem Feuchtegehalt steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Schimmelpilzwachstum auftritt.

Achtung: Mit Absenken der Temperatur steigt die relative Feuchte an, so dass sich im Falle einer Auskühlung der Materialien dort hohe Feuchtewerte einstellen können. Sinkt z.B. bei 60% relativer Luftfeuchte die Raumtemperatur von 20°C auf 15°C, steigt die relative Feuchte auf 80%. Das sind günstige Bedingungen für ein schnelles mikrobielles Wachstum.

Bei einem aw-Wert= 0,8 (stark erhöhte Feuchte bei 19°C bis 20°C) wachsen fast alle innenraumrelevanten Schimmelpilze. Sind die Oberflächen verschmutzt, ist ein aw-Wert von 0,75 sicherer.

 

2.1 Sondenmessung: Im Schimmelleitfaden des Umweltbundesamtes (11.2017)[1] wird zur fachgerechten Messung in Fußbodenaufbauten gefordert:

„Quantitative Messwerte, die eine Abschätzung erlauben, ob in der Fußbodenkonstruktion erhöhte Feuchte vorliegt, die ein mikrobielles Wachstum ermöglicht, erhält man nur mittels hygrothermischer Sondenmessung. Diese Messungen werden oft auch als „Ausgleichsfeuchtemessungen“ bezeichnet, wobei jedoch nicht die Materialausgleichsfeuchte bezogen auf die Masse gemeint ist.“

Die Anwendung der Sondenmessung ist für Polystyrol- oder Mineralfaserdämmungen unverzichtbar!

Für die Messung der Materialfeuchte in Feststoffen gibt es zur Ermittlung des Wassergehalts in der Praxis weitere Methoden: 

 

2.2 Darr-Me­tho­de: (direktes Verfahren): Eine Materialpro­be wird für den Trans­port ins La­bor luft­dicht ver­packt und dort nach prä­zi­sem Wie­gen in ei­nem Trocken­schrank (meist bei 105°C) bis zur Ge­wichts­kons­tanz (bis ca. 24 Std.) ge­trock­net und dann er­neut ge­wo­gen:            

Mas­se­be­zo­ge­ner Feuch­te­ge­halt = (Feucht­ge­wicht - Trocken­ge­wicht) / Trocken­ge­wicht x 100

 

2.3 Widerstandsmessung: Über zwei in den Baustoff einzubringende Messfühler (Einstech- oder Schichttiefenelektroden) wird die elektrische Leitfähigkeit gemessen. Die Mess­wert­an­zei­ge (ana­log, di­gi­tal oder Leucht­dio­de) gibt oft nicht den Feuch­te­ge­halt des Baustof­fes an, son­dern nur "Ska­len­tei­le" oder “Digits”.  Diese Methode wird insbesondere bei Überprüfung der Holzfeuchte eingesetzt.   

Schim­mel­be­fall ist bei Holz gem. DIN 68800, Holz­schutz im Hoch­bau, ab ei­nem mas­se­be­zo­ge­nen Feuch­te­ge­halt von 20 Pro­zent (Holz­feuch­te­ä­qui­va­lent = 20) mög­lich. Die­se An­wen­dung ist meist auch bei mi­ne­ra­li­schen Bau­stof­fen sinnvoll, wenn die­se durch die che­mi­sche Be­schaf­fen­heit zwar gar nicht oder nur bei sehr ho­her Feuch­tig­keit schim­meln, aber gleich­zei­tig ihre Feuch­tig­keit mit Bo­den­be­lä­gen, Rand­lei­sten, Ta­pe­ten oder Mö­beln aus­glei­chen, für die bei ei­nem Holz­feuch­te­ä­qui­va­lent von 20 ein Schim­mel­risiko be­steht.

 

2.4 Kapazitives Verfahren: Da sich mit er­höh­ter Feuch­tig­keit in Bau­stof­fen der elek­tri­sche Leit­wert er­höht, braucht mit Hil­fe des Kon­den­sa­tor­prin­zips der meist kugelförmige Messfühler nur unmittelbar über den zu mes­sen­den Bau­stoff (zer­stö­rungsfrei) ge­hal­ten wer­den. Für die verschiedensten Materialien gibt es Tabellen, in denen man nach Ermittlung der „Digits“ die Wassergehalte feststellen kann.

 

3. Die Car­bid Me­tho­de (CM): wird vorzugsweise für die Kontrolle der “Belegreife” von Estrichen eingesetzt. Bei ei­ner "vor Ort - Prü­fung" wird ei­ne ab­ge­wo­ge­ne Pro­be des zu mes­sen­den Bau­stof­fes zer­klei­nert und in ei­nem Druck­be­häl­ter in Kon­takt mit Cal­zi­um­car­bid ge­bracht. Durch ei­ne che­mi­sche Re­ak­tion ent­steht durch Ace­thy­len­gas ein Über­druck, der mit Hil­fe ei­nes Ma­no­me­ters an­ge­zeigt wird. Für ver­schie­de­ne Pro­be­men­gen kann meist der mas­se­be­zo­ge­ne Feuch­te­ge­halt di­rekt ab­ge­le­sen wer­den. Ein di­rek­ter Ver­gleich mit Wer­ten aus an­de­ren Mess­ver­fah­ren ist nicht mög­lich! Nach ein­schlä­gi­gen Re­geln soll der Höchst­feuch­te­ge­halt von unbeheiztem Zementestrich bei der Ver­le­gung von Bodenbelägen, Laminat, Parkett, usw. un­ter 2.0 % lie­gen. 

 

 

 

 

 

 

Bild 1/2: Demonstration der Feuchtemessung mit einer Klimasonde (ca. 20 mm lang und 5 mm stark) in der Unterseite einer Estrichdämmung und im Estrich-Randstreifen: 83,8 % rF: aw-Wert = 0,83

Bild 3: Feuchtemessung mit der Kugelsonde im Estrichzement in 2 bis 4 cm Tiefe: 158 Digits = nass

Bild 4: Messung der CM- Feuchte: 3,2% = die Belegreife ist bei weitem nicht erreicht

 

 

[1] Schimmelleitfaden des Umweltbundesamtes (11.2017) zur Vorbeugung, Erfassung und Sanierung von Schimmelbefall in Gebäuden


Sind auch trockene und abgestorbene Pilze und Bakterien gefährlich?

Mikroorganismen wachsen zwar nur in feuchter Umgebung, aber auch trockene und abgestorbene Pilze und Bakterien können krank machen!

Schimmelpilze wachsen, (siehe oben) zwar nicht ohne erhöhte Feuchte, aber grundsätzlich muss mit einem oft von „Bauexperten“ vorgetragenen laienhaften und gleichzeitig fahrlässigen Fehlurteil aufgeräumt werden: keine Feuchte und nichts sichtbar: also keine Pilze und keine Gesundheitsgefahr

Etwa 85% aller mikrobiologischen Belastungen sind in Fußböden, Wänden oder Decken unsichtbar versteckt und werden so meist leichtfertig übersehen. Außerdem ist bei der Schimmelsuche und der gesundheitlichen Bewertung zwingend zu beachten, dass auch abgestorbene Pilze und Bakterien, Mycelstücke oder auch nur Fragmente davon als „chemische“ Substanzen krank machen können. Zudem können unzählige Giftstoffe auch noch über Jahrzehnte an die Raumluft abgegeben werden.


 

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Dipl.-Ing. Klaus Peter Böge • Am Pohl 56 • 23566 Lübeck • Tel: 0171 3008267  Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!  

Gutachter für die Messung und die gesundheitliche Bewertung von Schimmel und Wohngiften in Innenräumen

 

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